2000 Besucher verfolgen Prozession am Marktplatz - Rund 250 Mitwirkende stellen dörfliches Leben von einst nach
Kößlarn (bu). Ein unangenehmer Nieselregen am Sonntagmorgen verhieß nichts Gutes für das traditionelle Erntedankfest in der Marktgemeinde. Dennoch kamen rund 2000 Besucher, um die Prozession mitzuverfolgen, zu deren Beginn dann der Regen aufhörte und sich sogar die Sonne blicken ließ. So wurde es einmal mehr ein schönes Fest.
Dass es der tiefere Sinn dieser Traditionsveranstaltung ist, sich beim Herrgott für die reiche Ernte zu bedanken, wurde bereits beim Festgottesdienst in der Pfarr- und Wallfahrtskirche deutlich. Diesen nämlich zelebrierten der Altöttinger Stiftspropst Günter Mandl und Pfarrer Manfred Wurm an einem mit Blumen, Gemüse und Obst geschmückten Altar. Mandl stellte seine Predigt unter den Leitgedanken »denken, danken, teilen«. Der Gottesdienst wurde von der Kößlarner Blaskapelle unter der Stabführung von Armin Wieser und vom Kirchenchor unter der Leitung von Josef Koch musikalisch umrahmt.
Fahnenträger führen die Prozession an
Bei der Begrüßung der rund 2000 Besucher am Portalstöckl
durch Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Hanns Butz lichtete sich der graue Himmel,
so dass die rund 250 Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen in ihren farbenprächtigen
Gewändern und Rottaler Trachten trockenen Hauptes durch den Markt ziehen
konnten. Und einmal mehr war es ein beeindruckendes Bild, das die Mitwirkenden
boten. Angeführt wurde die Prozession, die die dörfliche Arbeitswelt
und Gesellschaftsordnung früherer Zeiten darstellt, von Fahnen-, Engels-
und Kreuzträgern. Es folgte die Gruppe der Heububen, Schäfer und
Ziegenhirten, die lebende Tiere mitführten.
Eine große Gruppe bildeten die Erntehelfer mit Sensen, Sicheln, Gabeln
und Dreschflegeln. Weitere Symbole des Erntegeschehens waren Erntekränze,
eine Erntekrone, ein Erntewagen und das Modell einer funktionierenden Dampfmaschine.
Die Gruppe der Bauern in ihren blau-roten Trachten, die in Steigen Enten,
Gänse und Hühner mitführten, sowie ein Ferkel auf einem Wagen
und das Modell eines Rottaler Vierseithofs boten den begeisterten Zuschauern
ein stattliches Bild. Dem produzierenden Gewerbe folgte das verarbeitende
Gewerbe: Müller mit Mehlwagen, Bäcker mit Brezen, Metzger mit Schweinskopf
und Würsten.
Auch die Bierbrauer waren mit Hopfenkranz und Bierfass vertreten. Die Früchte
des Gartens zeigten Gärtner mit einem vollbeladenen Gemüsewagen.
Weitere Erwerbszweige früherer Zeiten stellten die Imker mit einem mit
Sonnenblumen geschmückten Imkerwagen, die Holzhauer mit Modellen von
einem Holzfuhrwerk und einem Sägewerk sowie die Jäger, die Jüngsten
in der Prozession, dar. Die Spitze der weiblichen Erwerbszweige bildete die
Trägerin mit einer Ährenkrone. Schnitterinnen mit Gabel, Rechen
und Sichel sowie mit Brotzeitkorb und Mostkrug folgten. Köchinnen in
schwarzem Gewand und weißer Schürze trugen typische Rottaler Speisen
mit. Gärtnerinnen mit Gemüse und Obst sowie Fischerinnen mit lebenden
Fischen im Glas schlossen sich an. An den Flachsanbau erinnerten Mädchen
mit Flachsbrechel, Riffel und Spinnrad sowie mit Leinenerzeugnissen. Dabei
waren auch Winzerinnen mit Weintrauben im Korb. Natürlich durften Bäuerinnen
nicht fehlen, die lebende Hasen, Hennen und Tauben mittrugen. Den Abschluss
dieser Gruppe bildeten Mädchen in Tracht mit Gold-hauben.
Minibrote für den guten Zweck verkauft
Zwischen den einzelnen Berufsgruppen lockerten Träger und Trägerinnen
von Buchsbaum- und Blumenkränzen die Prozession auf. Den religiösen
Hintergrund der Erntedankprozession unterstrichen mitgeführte Prozessionsstangen,
Statuen des Hl. Isidor, der Hl. Notburga und der Rosenkranzmadonna und in
besonderer Weise das Allerheiligste, das vom Stiftspropst Günter Mandl
unter einem Baldachin mitgetragen wurde.
Die Prozession fand am Portalstöckl mit der Segnung der Minibrote, die
zur Unterstützung der Landwirtschaft im Senegal von Mädchen der
Frohschar verkauft wurden, ihren Abschluss.