Presseberichte:

PNP (Pocking/Griesbach) vom Montag, 15. September 2008

„Ein bescheidener Dank an den Schöpfer“

Pfarr- und Wallfahrtskirche KößlarnKößlarn hält 300 Jahre alte Tradition des Erntedanks aufrecht - Erinnerung an alte Handwerksberufe - Lebende Tiere

Kößlarn. Seit Tagen stellte sich im Markt die bange Frage: Wie wird das Wetter am Sonntag zu Erntedank? Nun, es hätte schlimmer kommen können. Es war gestern Vormittag zwar kühl, aber es regnete nicht. So konnten die Kößlarner mit ihrem „Arntfest“ eine Reise in die über 300-jährige Vergangenheit antreten, begleitet von hunderten Besuchern. Im Festgottesdienst wies Pfarrer Manfred Wurm auf das Aufeinandertreffen vom Erntedankfest, das traditionell am zweiten Sonntag im September gefeiert wird, und auf das Fest der Kreuz-erhöhung hin. In diesem Spannungsbogen werde der Kern des christlichen Glaubens sichtbar, nämlich im Kreuz als Zeichen einer den Tod nicht scheuenden Liebe und im Brot des Lebens als Zeichen eines unlösbaren Bundes Gottes mit den Menschen. Beides werde am Erntedankfest in der Eucharistie und in der Erntedankprozession durch das Mittragen des Allerheiligsten gefeiert.

Trotz der Reichhaltigkeit der Gaben und der überschwänglichen Darstellungen in der farbenfrohen Prozession stelle diese einen „bescheidenen Dank an den Schöpfer“ dar. Den Gottesdienst gestalteten die Bläser unter der Leitung von Armin Wieser und der Kirchenchor mit Leiter Josef Koch.

In seinen Grußworten vor dem Portalstöckl unterstrich Pfarrgemeinderatsvorsitzender Hanns Butz das Anliegen des Festes als Ausdruck einer großen Dankbarkeit für die Lebensgrundlagen in der Schöpfung und als Zeichen eines positiven Lebensgefühles, das bereits in der Zeit des Barock grundgelegt worden sei. Das Festgeläut der Kirchenglocken kündete dann den Beginn des historischen Umzuges an, in dem rund 250 Kinder, Jugendliche und Erwachsene in ihren farbenprächtigen Gewändern und Trachten frühere Zeiten eindrucksvoll wieder aufleben ließen. Angeführt wurde der Zug von Fahnen-, Kreuz- und Engelsträgern sowie dem Herold. Es folgte die Gruppe der Schäfer und Hirten mit lebenden Ziegen und Schafen. Eine große Gruppe stellten die Schnitter mit Sense, Sichel, Rechen, Gabel und Drischel sowie Erntekranz, Erntewagen und einem funktionsfähigen Modell einer Dreschmaschine dar. Ein schmuckes Bild boten die Bauern in ihrer blau-roten Rottaler Tracht, die Kleinvieh in Tragen, einen Ferkelwagen und ein Modell eines Rottaler Vierseithofes mitführten. Dem produzierenden Gewerbe folgte die große Gruppe des verarbeitenden Gewerbes mit Müllern, Bäckern, Metzgern und Bierbrauern. Was die Natur sonst noch zu bieten hat, zeigten Gärtner, Fischer, Imker, Holzhauer und Sägewerker mit Modellen von Holzfuhrwerk und Sägewerk sowie die Jäger als kleinste Teilnehmer. Was die Rottaler Küche zu bieten hat, stellten Köchinnen und Bäuerinnen mit Geselchtem, Geflügel oder Schmalzgebackenem augenfällig unter Beweis. Ein Wagen mit Brechel, Riffel, Garn und Leinen erinnerte an die Flachsverarbeitung im Rottal.

Den Abschluss der Kindergruppen, für deren Ausstattung Irmgengard Krenner, Walter Plattner, Maria Schmidbauer, Maria Sonnleitner sowie Franz und Gerda Stöfl verantwortlich zeichneten, bildeten Mädchen mit Chapot und Riegelhaube. Mit dabei war auch eine Gruppe von Goldhaubenfrauen. Den religiösen Charakter der Prozession hoben mitgeführte Prozessionsstangen, Statuen mit den Bauernheiligen Isidor und Notburga, die Rosenkranz-Madonna und nicht zuletzt das Allerheiligste, das Pfarrer Manfred Wurm unter dem Baldachin mittrug. Er wurde begleitet von Mitgliedern des Marktrates mit Bürgermeister Franz Holub und der kirchlichen Gremien mit Kirchenpfleger Willi Lindner sowie von den Ehrengästen, darunter MdB Andreas Scheuer, MdL Dr. Gerhard Waschler und MdL Eike Hallitzky, stellvertretender Landrätin Gerlinde Kaupa und Bezirksrat Hanns Danner sowie den Bürgermeistern der Nachbargemeinden. Von den örtlichen Vereinen nahmen der Frauenbund, die Feuerwehren Kößlarn, Oberwesterbach und Thanham, die Krieger- und Reservistenkameradschaft, die Eberschützen, der Arbeiterverein und der Bauernverein mit ihren Fahnen teil. Ihren Abschluss fand diese Prozession vor dem Portalstöckl der Wehrkirchenanlage mit der Segnung der Minibrote, mit deren Kauf landwirtschaftliche Projekte im Senegal unterstützt werden, und mit dem Segen durch Pfarrer Manfred Wurm. - bu

 

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